Menschen

Mit der Einführung von „Schulfotografie“ als Unterrichtsfach im Jahre 1970 durch Stadtschulrat Prof. Dr. Anton Fingerle an den Schulen in München begann die Ära von „Multimedia“, wobei die audiovisuellen Medien analoge Grundlage waren.

Karl Schillinger wurde beauftragt, diese Techniken an den Schulen in München aufzubauen. Nach Prüfung durch 6 Rektoren (Namen der weitsichtigen Rektoren werden auf Anfrage genannt) an 3 Ganztagen und der Genehmigung der angefertigten Lehrpläne durch das Staatliche Schulamt konnten die Lehrkräfte zur anerkannten Fortbildung der audiovisuellen Medientechnik in die Stadtbildstelle eingeladen werden. Das war der Beginn von „Schulfotografie in München“.

Da möchte ich mich schon bedanken, es waren die wirklich engagierten Lehrkräfte aller Schularten und die tollen Erzieherinnen, die meine Kurse besuchten. Weitsichtige Menschen, die viele Möglichkeiten um neue Techniken für das Leben zum Vorteil der Vorschulkinder und Schüler sahen. Wir sind für die Kinder und die Zukunft, war unsere Devise.

Wenn man als Fotograf & Filmer über 18 Jahre 103 audiovisuelle Medienlabore an den Schulen geplant und nach Ausbau betreut hat, gleichzeitig über 4000 Lehrkräfte aller Schularten an 3 Tagen in der Woche zu Gast in Foto- und Videokursen mit je 10 Teilnehmern hatte, verwundert nichts mehr. Die Kurse wurden nach dem Motto „Sehen und Hören lernen“ abgehalten. Der Medienbau (1970) als „Medienzentrale“ an der Gesamtschule Freudstraße z.B. hat 4 Millionen DM für den Entwurf für die Planung des Architekten und der erste „Videobus“ in Deutschland, gebaut 1980 von MAN, hat 600.000 DM ohne Honorar für den Entwurf für die Planung des Objektes den Steuerzahler gekostet. Der Wandel von Fotografie und Film auf chemischer Basis sowie die Video- und Tonaufzeichnung auf Magnetband, 1974 zog die Videotechnik in den Klassenzimmern von München ein, hat sich viele Jahre über die analoge audiovisuelle Medientechnik zur digitalen Multimediatechnik entwickelt. Bei der Veranstaltung „Visodata“ 1981 war ich als Berater eingeladen. Am Stand des FWU wurden die Lehrkräfte aus Deutschland über den Einsatz von Multimedia in der Zukunft informiert. Am Stand nebenan war ein Professor aus dem Entwicklungslabor von Philips und hielt eine Scheibe in Schallplattengröße empor und sagte: „Auf dieser Scheibe könnte das gesamte Wissen der Menschheit gespeichert werden, darum kommt sie nie in den Handel“. Da staunte man schon. Langsam wird der Umgang mit den ständig wachsenden Technologien in Schulen, Ämtern und Behörden eingeführt und angewandt.

Nur sollte bedacht werden, digitale Medien sind nicht für eine lange Zukunft geplant. Kurzfristig können diese Techniken gravierend verändert werden.

In meiner Werbefachausbildung in der Werbeschule „Merkur“ habe ich gelernt, Menschen in Deutschland als 9-10-Jährige mit Bild und Text in der Werbebotschaft anzusprechen. Heute scheint mir es besser 6-8-Jährige zu interessieren, weil die Verblödung im Land zunimmt.

Schreiben, Lesen und Rechnen sollten deshalb die wichtigsten Kompetenzen der Schüler sein. Bei Ausfall der elektronischen Techniken sind sie sonst hilflos dem Chaos ausgeliefert.

Da kann es dann passieren, wir werden ein Land von „Medioten“, Kurzform von „Medien-Idioten“.

Es war mir eine Warnung, als ich „audiovisueller Medienprofi“ Verbesserungen und Einsparungen beim Beschaffen von audiovisuellen Medien, Hart- und Software für die Vergabestelle 19 für „Optische Geräte“ vorgeschlagen habe. Nie mehr wurde ich vom „Lehrmittelausschuss“ und seinen ahnungslosen Mitgliedern eingeladen. Man hätte da viel Geld der Steuerzahler einsparen können, zum Wohl der Schüler und der Lehrer, aber auch des Etats der Stadtverwaltung.

Meine letzte Tätigkeit, bevor ich zur Stadtverwaltung München ging, war die Bearbeitung der Originale (der Arbeitsplatz war für 2 Millionen DM von der Firma Geyer-Werke versichert) vom Film „Scarabea- Wie viel Erde braucht der Mensch“ von Hans-Jürgen Syberberg. Der sagte zu mir: „Da habe ich viel Film verdreht“, es waren über 40 Tausend Meter. Ich aber sagte zu ihm: „Machen sie doch noch einen Dokumentarfilm daraus“, er machte das. Dieser Film ist aber wirklich sehenswert, weil gültig besonders in unserer heutigen Zeit.

Mein produzierter Trickfilm von 1966 „Leopard I“ von MAN wurde von 20 Grafikern in Tag- und Nachtarbeit gezeichnet. Pro Sekunde Film mussten 12 Grafiken erstellt werden. Der Film dauerte 18 Minuten und wurde im Deutschen Bundestag in Bonn gezeigt. Die Abgeordneten standen alle auf und klatschten in die Hände. Einstimmig wurde der Panzer bestellt. Hier wurde auch für das Kopieren von Licht- und Magnetton von dem gefährlichen Nitrofilm auf Sicherheitsfilm täglich 100.- DM Gefahrenzulage verdient. Als Leiter der Titel- und Trickfilmabteilung war eine abgeschlossene Ausbildung als Fotograf wichtig. Die Firma „Bairische Schmalfilm-Gesellschaft“ wurde als Testlabor von Kodak zum Einführen des Farbfilmes für das Fernsehen in Deutschland ausgewählt. Der Chemiker im Entwicklungslabor, Herr Schreiber, hatte die besten Ergebnisse zur Testentwicklung in Europa. Kodak hatte Paris, London und München ausgewählt. Der NDR hat die Testsendungen ausgeführt und so waren die Kameramänner bei mir um die Farbproben zu beurteilen. Die Farbkeile wurden von mir mit der Bolex H16 angefertigt, während in Hamburg mit der Arriflex getestet wurde. Als 1967 Vizekanzler Willy Brandt dann das Farbfernsehen in Deutschland eröffnete, waren die Leute in Hamburg sehr froh. Es war auch ein voller Erfolg für die Firma, weil sie in Europa bekannt wurde. So war der Ektachrome-Commercial der erste Film im Farbfernsehen, der aktuelle Reportagen, Sport und viele andere Themen in Farbe zeigen konnte. Bald danach aber wurde die Videoaufnahme auf Magnetband eingeführt und löste den Film ab. 1980 wurde ich von Prof. Dr. Panepinto zum „Accademico dell‘ Arte Fotografico“ ernannt. War mir eine Ehre.

Es hat Freude bereitet, am Einführen des Farbfernsehens in Deutschland (West) beteiligt gewesen zu sein.